Ringschmiede 22 – Die Zukunftswerkstatt des rdp

Seit vielen Jahren gibt es Überlegungen im rdp, wie sich Pfadfinden in Deutschland weiterentwickelt soll, kann oder auch muss. In diesen Diskussionen – die zumeist nur in den Gremien des rdp geführt werden – geht es viel um Strukturen. Die jüngsten Veränderungen dieses Prozesses war die Zusammenlegung von RdP und RDP, eine neue Satzung und neue Arbeitsstrukturen.
Aber mit den großen Fragen, den gewichtigen, wie: wo wollen wir gemeinsam hin? – wie wollen wir uns inhaltlich Ausrichten? – wollen wir noch weitere Verbände aufnehmen? – oder wollen wir vielleicht lieber noch enger zusammenarbeiten? – taten sich alle irgendwie schwer.

Um hier anzusetzen wurde die Idee der Ringschmiede geschaffen.

Ziel war es, aus allen Verbänden Vertreter*innen zusammenzubringen, die sich über die Chancen und Hürden einer zukünftigen Zusammenarbeit Gedanken machen und überlegen, wohin es dabei mit „Pfadfinden in Deutschland“ gehen kann. Hierzu hat der rdp-Vorstand ein Planungsteam eingesetzt, das mit Personen aus allen Verbänden besetzt war und die inhaltlich/organisatorische Planung eines „Zukunftskongress“ verantworten sollte.

Am ersten Wochenende im Oktober 2022 haben sich nun über 200 Menschen aus alle Verbänden im DPSG-Bundeszentrum Westernohe eingefunden und sich auf das kleine Abenteuer der Zeitreise eingelassen. Nachdem in regionalen, verbandsübergreifenden Schlafzelten übernachtet und in Dörfern gemeinsam gekocht und gegessen wurde, begannen die Tage mit Morgenrunden / Morgenimpulsen die von den verschiedenen Verbänden abwechselnd angeboten wurden. Trotz anhaltendem Regen am ersten Morgen, blieb die Stimmung ausgezeichnet. Beim Kennenlernen legten alle erstmal ihre Verbandssymbole ab, sodass sich alle erst einmal als „Pfadfinder*in in Deutschland“ begegnen konnten und nicht als Verbandler*in. Dies führte dazu, dass das Gemeinsame und nicht das Trennende im Raum stand.

Die Leitfragen „Was ist für dich „Pfadfinden in Deutschland?“ und „Wo möchten wir gemeinsam hin?‘ fokussierten die Teilnehmenden auf die inhaltliche Ausrichtung der Diskussion, weg von Strukturdiskussion und Detailfragen. Damit wurde den Teilnehmenden einiges abverlangt. Denn die Bearbeitung dieser Fragen hat eine Pfadfinder*innen-untypische Arbeit zur Folge. Keine Lagerbauten, sondern Flipcharts, keine Singerunde sondern Diskussionsrunde und viel Input von externen Personen.

Dadurch, dass „Pfadfinden in Deutschland“ im Mittelpunkt stand, musste man sich auch den gesellschaftlichen Realitäten und Herausforderungen stellen. Denn als Teil unserer Gesellschaft haben wir in den Verbänden gleiche Themen und Verantwortung für unsere Mitglieder, auch im Besonderen für die Gesellschaft. Dementsprechend müssen auch wir uns teils unangenehme, herausfordernde Fragen stellen.

Unterstützung bekamen die Teilnehmenden von Personen, die Pfadfinder*innen sind oder waren und nun beruflich besonderen Positionen tätig sind. Sie haben einen Einblick in die gesellschaftlichen Themen gegeben, die sie in ihrer Profession im Fokus haben, so wurden folgende Themen von  folgenden Personen begleitet:

        Gleichstellung und Empowerment – Yvonne Everhatz (Referentin Bundesstiftung Gleichstellung)

        Digitale Lebenswelten – Peter Mestel (Senior Social Media Expert)

        Bedeutung von NGOs für die internationale Gerechtigkeit – Kathrin Schroeder (Abteilungsleitung Politik und Globale Zukunftsfragen Misereor)

        Armut (in Deutschland): Lebenswirklichkeit junger Menschen, die von Armut betroffen sind – Andreas Bierod (Geschäftsführer Caritas-SkF-Essen gGmbH)

        Ökologische Nachhaltigkeit: Bedeutung der Klimakrise für Pfadfinden – Julian Engel (Akteur für Bildung für Nachhaltige Entwicklung Umweltstation Augsburg)

        Rassismus und Rassismuskritik in der Jugendverbandsarbeit – Özge Erdoğan (Vorstand Informations- und Dokumentationszentrum Antirassismusarbeit e.V. und DBJR)

        Pfadfinden international: Beispiele (zu unterschiedlichen Themen) anderer Pfadfi-Verbände – Paula Neher (Vorsitzende Europa-Komitee WAGGGS) und Thaìs Queiroz (Volunteer WOSM Weltebene)

Diese Personen sind auch im Nachgang immer noch gerne für Fragen und Input erreichbar.

Mit dem Grundwissen und einem Bewusstsein für die obigen Themen, wurde es dann etwas praktischer. Beim Töpfern, Singen oder bei einem Flammkuchen, durfte geträumt und gewünscht werden: Wie sieht euer „Pfadfinden in Deutschland“ im Idealfall aus? – alles diente dazu, Eckpunkte für die Zukunft zu erarbeiten.

Nach drei sehr intensiven Tagen wurden Ergebnisse zusammengetragen, konkretisiert und am Ende auch den Ringvorsitzenden übergeben. Es ist an dieser Stelle leider nicht möglich alle Ergebnisse zu benennen. Aber anreisen könne wir sie natürlich trotzdem:

       So wurde zum Beispiel diskutiert, wie Pfadfinden in Deutschland ein sicherer Ort für ALLE Kinder und Jugendliche werden kann. Wie können wir also allen Kindern die Möglichkeit schaffen, bei uns mitzumachen, wenn sie es wünschen? Und wie schaffen wir es dabei unsere Arbeit so inklusiv und diskriminierungskritisch zu gestalten, dass sich alle wohlfühlen?

        Ein Aspekt dabei ist auch die Frage, wie Synergien genutzt werden können. Wie können Stämme unterschiedlicher Verbandszugehörigkeit zusammenarbeiten? Wie können in Regionen Stämme ausgebaut werden, ohne auf die Konkurrenz achten zu müssen?

        Aber auch die Frage nach Macht- und Ressourcenverteilung wurde gestellt. Wie kann mit den unterschiedlichen finanziellen Ressourcen der Verbände gerechter umgegangen werden? Wie können in allen Ländern rdp-Strukturen geschaffen werden? Wie kann mehr Mitsprache der Landesebenen im Bundes-rdp erreicht werden?

Der rdp-Vorstand hat betont, dass alle Ergebnisse in der Ringversammlung behandelt werden. Natürlich heißt das noch nicht, dass auch alles umgesetzt wird, aber mit der Zeit wird man um viele der angestrebten Ideen nicht mehr herumkommen. Jugendverbandsarbeit und auch Pfadfinden in Deutschland muss sich weiterentwickeln.

Nun liegt es am Ringschmiede-Projektteam, die Ergebnisse so aufzubereiten, dass die Ringversammlung im März sich diesen annehmen kann. Von Seiten des Projektteams ist auf jeden Fall versprochen worden, alle Ergebnisse direkt zu veröffentlichen, wenn die Dokumentation abgeschlossen ist.

Wir sind gespannt und bleiben dran!